20. März 2008

Jag älskar Sverige!

Am Wochenende war es wieder soweit! Das Melodifestivalen-Finale 2008 ging in Stockholm über die Bühne, aber das Melodifestivalen geht ja nicht nur einfach über die Bühne, es wird zelebriert, befeiert und vor allem genossen und in diesem Jahr noch mehr als sonst, denn von 8 Finalsongs hatte ich ganze 8 schon ins Herz geschlossen, bevor es losging. Hexe Carola war in der Vorwoche grandios im Nordmanschen Scheiterhaufen geröstet worden und die Quäke musste man nicht ertragen, es konnte also spannend werden. Die große und meine favoritin war vor der Show Charlotte Perrelli, ihres Zeichens schwedisches Fräuleinwunder von 1999, mittlerweile verheiratet und dem schönen Nachnamen Nilsson beraubt, sah sie immer noch aus wie eine überschminkte Transe, nur - machte jetzt deutlich bessere Musik. "Hero" hat alles, was ein schwedischer ESC-Beitrag so braucht: Eine blonde Frau, eine Mörderchoreographie, einen einprägsamen Refrain, eine Steigerung zum Schluss und eine Windmaschine.

Aber der Reihe nach. Schon freitags in der Stadt zeigte sich, dass man hier nicht irgendwo war, sondern in Stockholm und was ein echter Schwede ist, der haut in jedem Laden und zu jeder Tages - oder Nachtzeit die Melodifestivalen-CD in den CD-Player, der den Laden beschallt. So konnte man also bei Ahléns Megastore nicht nur den jahrgangssampler erstehen, sondern den Songs lauschen, genauso wie diese riesige grüne Wand im Bild bewundern. Allerdings fielen über besagten Laden die ESC-Fans aus ganz Europa ein, die flugs alles leerkauften, was auch nur ansatzweise mit dem Wettbewerb zu tun hatte. Da gehen echt Leute mit 20 gleichen CD-Singles raus - und dann auch noch die von der Schlagerhexe... *kotz* Für uns ging es dann erstmal ins Chokladkoppen in der Altstadt und es gab White Chocolate Cheesecake. Sehr geil, das! Es ist unwichtig, das natürlich auch dort im Café die Melodifestivalen-CD gespielt wurde und die Gäste teilweise mitsangen. Putziges kleines Volk diese Schweden :o)

Am Samstag gab es dann das Aufwärmdinner in einem Stockholmer Restaurant, wo dann auf Großleinwand schon die Auftritte der am Abend antretenden Songs gezeigt wurden. Und es bewahrheitete sich, was ich schon längst vermutet hatte: Meine Vorfahren waren keine rumänischen Raubritter, sondern schlagerbesessene Wikinger, denn als Frau Nilsson-Perrelli auf der Großleinwand auftauchte und ihr "Hero" samt Mikrofon-Vibrator zum besten gab, stand das Restaurant plötzlich Kopf. Sagte ich schon, das Schweden ein putziges Völkchen sind?

In der Arena saß ich dann ca. 30 Meter über der Bühne und immer wenn ich geradeaus sah, dann erstreckte sich dort der Arena-Abgrund. Vielleicht war mir auch deshalb so schlecht, allerdings dürfte eher die Magenschleimhautentzünung oder was auch immer dahinterstecken. So verdarb mir das leider die Freude an den ersten 5 Songs und der Eröffnung, die gewohnt üppig und bombastisch ausfiel, samt Einmasrch der Künstler. Charlotte Perrelli überzeugte mit ihrem Song "Hero" die Arena und die Leute standen zum ersten Mal. Es folgte die erste Ballade des Abends in Form von Sibel, die allerdings bei "That's where I'll go" etwas zu oft sang "I don't have much to offer" - Richtig, Kind. Bei Lied 3 wurde es schon vorher laut und die Party ging mit Rongedal und "Just a minute" weiter. Linda Bengtzing gefiel mir bei ihrem dritten Anlauf nicht so richtig, aber "Hur svårt kan de va?" (Wie schwer kann's denn sein?) ist schon ganz okay auf dem iPod. Lied 5 "I love Europe" ist absolut indiskutabel und geschmacklos (So geschmacklos, das der Finalauftritt nichtmal bei youtube zu finden ist...). Christer Sjögren soll sich bitte wieder seiner Zielgruppe zuwenden... Solange sie noch unter uns weilt, aber ich werde böse... Nach dem Flippers-Onkel kommt der Nachwuchs in Form der quäkenden Amy Diamond, die neben Stilberatung auch mal einen Kieferorthopäden nötig hätte. "Thank you" dachte ich mir auch, als sie fertig war, obwohl meine holländische Nachbarin das in den höchsten Tönen lobte. Weiter ging es mit "Empty room" von Sanna Nielsen, die nach ihrem Auftritt von 16.000 Leuten Standing Ovations abräumte, auch ich quälte mich aus dem Sitz. Die Hexen-Bezwinger von Nordman fackelten wieder die Bühne ab und die Halle sang ganz ungewzungen mit bei "I lågornas sken" (Im Schein des Feuers). Eins meiner liebsten iPod-Songs kam auf der Nummer 9, auch wenn es vollkommen chancenlos sein sollte. Frida & Headline sangen "Upp och hoppa" (Steh auf und spring), was die Halle teilweise auch tat. Zum Abschluß kamen dann noch BWO, die den größten Applaus in der Halle ernteten für ihre ABBA-Madonna-Symbiose "Lay your love on me". Insgesamt 7-8 gute Songs und eine sehr gute Show. Als Intervalact gab es einen schwedischen Comedian... Wovon ich ja relativ wenig hatte. Die Balladenversion des letztjährigen Beitrags "The worrying kind" tat dann ihr übriges, das man so langsam leicht entschlummerte, nur um dann bei den Jurywertungen ganz Ohr zu sein. Nach den 11 Jurywertungen aus ganz Schweden lag "Hero" von Charlotte Perrelli mit 114 vorne. Die Konkurrenten danach teilten die folgenden Punkte ganz gut unter sich auf, Rongedal, BWO und BWO wahrten aber mit 76, 74 und 70 Punkten zumindest theoretisch die Chance auf den Sieg, während Nordman, Frida und Christer Sjögren komplett abgeschlagen lagen mit 6, 4 und 1 Gnadenpunkt. Vor der Show hatten wir uns abgesprochen, früher zu gehen, um ein Taxi zu bekommen, das uns zum größten Schlagerclub Stockholms bringen sollte, da dort wohl jeder hingehe wollte, wenn das Finale vorbei war. Also raus aus dem riesigen Golfball und ins Taxi, das uns nach kurzer Zeit vor dem Club absetzte, vor dem sich schon die für Stockholm typische Schlange bildete. Doch nach gut 5 Minuten frieren waren wir drin und von der tanzfläche schallte uns schon Rumäniens Beitrag 2005 entgegen - eigentlich ein zeichen, direkt wieder zu gehen, es folgte aber "Hero" und was will man sagen? Der Club explodierte förmlich, wie dann auch jedes Mal wenn das Lied an diesem Abend gespielt werden sollte. Leider wurde es, je später der Abend wurde immer voller, so dass zum tanzen kaum Platz war und wir uns bald verabschiedeten, so gegen 2. Nun stand noch die Tunnelbanafahrt nach Hause ins Hotel an, was ja im wochenendlichen Stockholm immer ein Abenteuer für sich ist, so nach dem Motto "Wer kotzt mir heute vor die Füsse?". Gewappnet mit iPod und ganz streng mit einer Newsweek überstand ich das jedoch schadlos, auch wenn sich eine Horde Besoffener natürlich zu mir setzen musste, aber nach ca. 4 Stationen rauswankte.

Ansonsten habe ich nach dem bescheidenen Contest 2008 endlich wieder einen Favoriten, der sich auch schon an die Spitze der Umfragen gesetzt hat und trotz des 2. Startplatzes im 2. Semifinale sicherlich im Finale zu finden sein wird.

Stockholm und seine Einwohner sind soweit sehr zu empfehlen, nur Samstagnach sollte man vielleicht doch eher Taxifahren... Aber die Schweden sind eh über jeden Zweifel erhaben, denn - In den schwedischen Charts stehen von 1 bis 15 nur Songs aus dem Melodifestival. Und der Sampler liegt sowieso auf der 1... Was will man mehr? Einen ESC in Stockholm und zwar zackig!!! Da muss man sich wenigstens um irgendwelche Regierungskrisen und Strassenschlachten keine Gedanken machen...

Und jetzt, weil's so schön ist: Schwedens Beitrag zum ESC 2008:
Charlotte Perrelli "Hero"

5. März 2008

VOTE Fortenbacher


Heute ist es also endlich wieder soweit: Der deutsche Beitrag für den 53. ESC in Belgrad wird gewählt. Und da Deutschland ja gegen die größerwerdende Phalanx des Ostblocks eh keine Chance hat, kann man es gleich machen wie Finnland und Zypern, die die Zeichen der Zeit schon verstanden haben: Dann eben ein landestypisches Lied mit tiefgründigem Text in Landessprache! Und genau so sollten wir es auch machen, daher muss Carolin Fortenbacher nach Belgrad fahren. Die singende Geisterbahn von Cinema Bizarre muss man ja nun wirklich nicht auf Europa loslassen, da kann man dann gleich das Original Tokio Hotel nehmen, Marquess würde uns in ganz Südeuropa blamieren, die NoAngels haben bei aller Sympathie ein langweiliges Lied ausgesucht und wer war nochmal Tommy Reeve und was singt er? Deswegen mit Stil und Charme untergehen. Vielleicht wird es dann sogar diesmal der 18. Platz?