30. Mai 2008

Belgrad 2008 - Im Rückblick

Ja, nun ist auch der ESC wieder vorbei und der langweilige Alltag hat mich wieder. Zumindest so etwas. An sich war die Zeit in Belgrad sehr schön, wenn man sich nur nicht jedes Jahr so verarscht (Tschuldigung!) vorkommen müsste, wenn es an die Resultate geht. Eine Quietschmaus und ein Drogenabhängiger auf 3 und 1 - Good night Europe! Im Endeffekt hilft alles nix: Wenn man den Wettbewerb lebendig halten will, muss ein neues Wertungssystem her und zwar schnell. Dieses ewige Geseier aus dem Osten das qualitativ unter aller Sau ist und trotzdem 11. werden kann (Georgien - das mag ja viel sein, aber gut ist es unter keinen Umständen) gehört ein Riegel vorgeschoben. Man sieht es ja auch an den Kommentaren, die man aus dem Umfeld überall hört: Wieso singen die nicht in einer Sprache, die sie beherrschen? Gute Frage, nächste Frage. Wenn man für ein Lied 10 Millionen Tacken hinblättert (Drogenkonsum ausgenommen) dann bleibt eben kein Platz mehr für Sprachtraining. Wen wundert es dann, das weder Schweden, noch England auch nur irgendeinen Punkt für diesen Blödsinn übrig hatten. Ob das Ganze überhaupt mit rechten Dingen zugegangen ist, ist weiterhin die Frage, mein gefühl sagt mir - nein. Dazu war Herr Bilan auch am Bildschirm einfach die entscheidende Spur zu grottenschlecht. Kein Thema, dass ich unter keinen Umständen einen Fuss nach Putinland setzen werde, nicht mal wenn ich im Lotto gewinnen sollte. Die können ihre Propaganda schön alleine durchziehen, die reicht mir schon wenn ich sie vom heimischen Sofa mitansehen muss.

Immerhin ist es mir dieses Jahr ganz gut gelungen, das Ergebnis von den schönen zwei Wochen unabhängig zu betrachten. Und es bleibt zu sagen, dass ich die Zeit mit den üblichen Leuten vor Ort wie immer sehr genossen habe und ich dieses Jahr auch gut 3/4 aller Songs irgendwo gut fand, was im Gegensatz zum letzten Jahr eine fast 200%ige Steigerung ist, denn da gefiel mir ja so richtig fast überhaupt nix.

Belgrad selbst ist mir eigentlich keine weitere Reise wert, dazu haben es sich die Serben an den letzten drei Tagen dann doch noch gewaltig selbst verscherzt. Zuerst wurden dann Leute aus einem Shuttlebus gezerrt und vermöbelt weil sie eine EU-Flagge dabeihatten. Sicherlich zu gewissen Teilen selbst Schuld, aber auch ich fand es wesentlich entspannter in Helsinki und Athen vor dem Verlassen der Halle nicht sämtliche Hinweise darauf zu verschleiern, dass ich gerade für Schweden oder Deutschland (Machte ja sonst Keiner) gejubelt hatte. Meine Flaggen jedenfalls waren immer akribisch genau verstaut, sobald ich einen Fuss vor die Tür gesetzt habe. Dann kamen die Schlagzeilen der serbischen Tagespresse hinzu, die den ESC nicht etwa nur als CSD-Parade beschrieben, nein, sie veröffentlichten ein Bild küssender Männer und darüber dann die Überschrift: "Der Teufel ist gekommen", was dann plötzlich dazu führte, dass überall Polizei auftauchte, wo man ging und stand. Ganz zum Schluß disqualifizierte man sich dann noch damit Albanien und Kroatien im Finale auszubuhen, was man am TV ja nicht hörte, damit ja die schleimigen "Wir sind ja so gastfreundlich"-Filmchen nicht in Zweifel gezogen werden konnten. Gastfreundlichkeit ist für mich etwas Anderes. Schade ist es nur für all die jungen Serben, die wirklich alles versucht haben, um uns unseren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen und die sich ehrlich darüber freuten, dass Europa bei Ihnen zu Gast war und zwei stundenlang zu jedem Song tanzten und mitsangen. Es gibt also noch Hoffnung für Serbien...

Die Organisation war teilweise komplett chaotisch, wenn auch das Pressezentrum selbst sehr gut und weitläufig war (Inklusive 5 Minuten Fußweg zur Toilette - Super!) und man sich in dieser Beziehung kaum beschweren kann, liefen einige Sachen eben doch schief: Busse kamen nicht, der Shuttlebus hielt nicht etwa vor der Halle, sondern genau auf der anderen Seite, so dass man entweder in brütender Mittagshitze laufen konnte (Äh - nö!) oder eben von der Haltestelle in derselben Hitze einmal die riesige Halle umlaufen musste. Beides eigentlich keine Alternativen. Aber durch Plattenbauten latschen war mir dann doch noch weniger angenehm, daher hielt ich mich an den Bus. Der Euroclub in einem alten sozialistischen Protzbau war viel zu groß und zu laut, Stimmung suchte man da vergebens, gefeiert haben wir da so gut wie nie. Zudem waren die Nachrichtenfächer oft leer, in die man sich Promomaterial legen lassen konnte. Ich habe dennoch die CDs von 28-30 Beiträgen bekommen, da will ich mich über die fehlende ungarische CD nicht beklagen (*mecker*). Dafür habe ich Irland, Mazedonien und Island sogar doppelt (Super, oder?! Grmpf...).

Zu unserer Wohnung (siehe Bild) bleibt zu sagen, dass es sich doch gelohnt hat, etwas weiter draussen zu wohnen, denn der Preis von knapp über 100 € für 14 Tage ist wohl kaum zu schlagen, soviel zahlten einige pro Tag. Da fielen die Taxifahrten, die sich pro Tag auf 4-5 € beliefen auch kaum mehr ins Gewicht, auch wenn man bei den waghalsigen Fahrten schon manchmal überlegte, ob man denn überhaupt in einem Stück ankommen würde. Einmal hätte es ja fast wirklich geklappt und wir wären mit 70 Sachen in ein anderes Auto geknallt, aber unser Taxifahrer hat das dann gerade nochmal abgewendet.

Ansonsten waren es alles in allem 2 sehr schöne Wochen und ich bin froh, dass ich mich auf das Abenteuer trotzallem eingelassen habe. Das Abentuer Moskau findet allerdings ohne mich statt. Ich hab's ja eher mit Demokratie und Menschenrechten, da sollen die Russen mal schön alleine heile Welt spielen, für sowas stehe ich nicht zur Verfügung. Hätte mal doch die Quietschmaus gewonnen, dann wäre mein Athenflug schon so gut wie gebucht, aber so: Keine 10 Pferde.

5. Mai 2008

ESC 2008 - live!!!

Der Live-Blog für dieses Jahr ist unter der Adresse

http://escbelgrad2008.blogspot.com

zu finden und wird wohl ab dem 12. Mai mehrmals täglich mit News von den Proben aktualisiert.